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Prozessauftakt: Mutmaßlicher Auftragsmord im Rockermilieu


Freitag, 19. April 2024 15.35 Uhr


Köln (dpa/lnw) - An Pfingstsamstag 2023 wird ein Mann am helllichten Tag erschossen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Auftragsmord im Rockermilieu aus. Seit Freitag steht der mutmaßliche Anstifter vor Gericht.

Adrett gekleidet und lächelnd betritt der 27 Jahre alte Angeklagte den Saal im Kölner Justizzentrum. Die Mutter des Opfers, dessen Ermordung der Mann in Auftrag gegebenen haben soll, lässt den 27-Jährigen nicht aus den Augen. Dabei trägt sie demonstrativ ein T-Shirt, auf das ein Porträtfoto ihres Sohnes gedruckt ist. Seit Freitag steht der 27-Jährige insbesondere wegen Anstiftung zu einem heimtückischen Mord vor dem Kölner Landgericht. 

Laut Staatsanwaltschaft sollen die beiden Täter am Pfingstsamstag 2023 auftragsgemäß das 35 Jahre alte spätere Opfer und dessen heute 29 Jahre alte Lebensgefährtin an einem Fitnessstudio im Kölner Stadtteil Mülheim abgepasst haben. 

Da der 35-Jährige und die beiden Täter sich aus einer «gemeinsamen Vergangenheit bei der Rockergruppierung des Hells Angels MC Charter Rhine Area gekannt hätten, habe das Opfer der Staatsanwaltschaft zufolge keinen Verdacht geschöpft und sich mit den Männern «freundschaftlich» bei einer Zigarette unterhalten. So berichtete es später auch die Lebensgefährtin des Opfers, die bei dem Anschlag ebenfalls lebensgefährlich verletzt worden war. 

Als der 35-Jährige und seine Partnerin auf einem schmalen Weg den Tätern vorausgegangen seien und ihnen den Rücken zugewandt hätten, habe einer der Männer «dem Tatplan entsprechend» mit einer Pistole zweimal auf Kopf und Rücken des 35-Jährigen geschossen. Dabei seien sich die Täter des Umstandes bewusst gewesen, «dass sich der Geschädigte keines Angriffs versah und damit in seiner Verteidigungsmöglichkeit eingeschränkt war», sagte die Staatsanwältin und begründete so das Mordmerkmal der Heimtücke. Ein Motiv für den Anschlag wurde in der Anklage nicht genannt. 

Von einem Kopf- und einem Rückenschuss getroffen, starb der 35-Jährige noch am Tatort. Die durch einen Schuss in den Nacken lebensgefährlich verletzte Frau konnte sich in einen unmittelbar an den Tatort grenzenden Park flüchten, wo sich an dem sonnigen Tag viele Menschen aufhielten und zahlreiche Kinder spielten. 

Im Biergarten eines Brauhauses fand die Frau Hilfe. Ein Kellner habe sich gekümmert, habe versucht sie zu beruhigen und ihr «die Halswunde abgedrückt», sagte die 29-Jährige, die per Videoleitung vernommen wurde. 

Der Grund: Sie leidet seit der Tat an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Bei einer Begegnung mit dem Angeklagten sei eine erhebliche Retraumatisierung zu befürchten, hieß es in einem ärztlichen Attest. Nach der Tat war die Frau in der Kölner Uni-Klinik notoperiert worden.

Der Angeklagte teilte über seine Verteidiger mit, dass er sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern werde. Einer der Verteidiger erklärte aber, dass der Türke schon während der Ermittlungen seine Unschuld beteuert habe. Neben dem Auftragsmord werden dem Mann noch zwei Verstöße gegen das Waffenrecht vorgeworfen. 

Die beiden Täter, die den Mord begangen haben sollen, tauchten nach der Tat unter und werden mit internationalen Haftbefehlen gesucht.